Julia Gutkina
Statement
Im Juni 2025 verlebte ich eine sehr erfüllende, schöne und arbeitsbereichernde Stipendienzeit auf Hof Scharrlberg.
Nach mehreren Arbeitsaufenthalten und Artist-in-Residenzprogrammen, die von Kultusministerien, Ländern, Städten und Gemeinden getragen und ausgeschrieben wurden, war für mich das Arbeitsstipendium der Atelier-Stiftung Kunst und Natur die erste Erfahrung mit einer privaten Initiative. Dieses Programm, das den Kreativen, so bildenden Künstlern, Musikern und Literaten eine Möglichkeit bietet, in einer inspirierenden Atmosphäre, im Refugium einer einzigartigen Landschaft, in Berührung mit der wunderschönen intakten Natur, Projekte zu entwickeln und, neue Inputs erhaltend, zu arbeiten, ist beispielhaft in unserer Zeit und sehr befruchtend.
Konkret für mich - ich konnte, nach einigen Tagen der Angewöhnungszeit, auf die Natur der Umgebung eingehen, gut von meinen Spaziergängen sowie einigen Ausflügen zehren und realisierte mehrere klein- und mittelformatige Papierarbeiten. Thematische Anstöße waren dabei das in seiner Einmaligkeit wunderschöne Arboretum auf dem Grundstück, der umliegende Wald und natürlich die Heide.
Meine Arbeitsweise, die Natur zu erforschen, Gedanken zu skizzieren und daraus eigene Interpretationen zu entwickeln, stießen hier auf einen sehr nahrhaften Boden. Die Arbeitsbedingungen, eine absolute - mir persönlich sehr wichtige - Ruhe und gutes Licht waren hier prägend und ein wichtiger Teil der besonderen Atmosphäre.
Glück habe ich ebenso mit meinen beiden Kolleginnen und Mitstipendiatinnen gehabt. Gemeinsame Ausflüge in die Umgebung, gemeinsames Kochen und Essen, schöne Gespräche haben zu dem Wohlgefühl in den hier verbrachten Wochen wunderbar beigetragen.Und natürlich möchte ich an dieser Stelle unseren beiden Gastgebern und Stipendienstiftern Frau Dr. Krähe und Herrn Dr. Bandelow, die uns bei jedem Vorhaben unterstützt und praktisch jeden Wunsch erfüllt haben, herzlichst danken. Für uns, Künstler, sind solche Erfahrungen ungemein wichtig und für die Entwicklung unverzichtbar. Ich wünschte für meine Kollegen und mich mehr von solchen Konzepten in der Zukunft.
Arbeitsansatz
Die von mir bevorzugten Motive kommen aus der Natur bzw. aus den in Landschaft, Architektur und Interieurs gesehenen Formen und Strukturen. Diese werden auf das Wesentliche, auf ein Gerüst, reduziert und so entsteht eine neue, eigene (Bild-) Welt. Dabei bemühe ich mich, die farbige Situation und das von mir atmosphärisch Erlebte, beizubehalten und zu erfassen, sodass der Betrachter in diese, trotz der minimalisierten Struktur, hineinversetzt wird. Raumphänomene wie z. B. Schatten, Spiegelungen und Silhouetten werden zu Protagonisten. Oft ist im Laufe des Arbeitsprozesses der Bezug zum Ausgangsmotiv nicht mehr vorder-gründig präsent, so dass eine Verführung hervorgerufen wird, neue Assoziationen zu bilden. Ich bereise verschiedene Landschaften, Nationalparks und Biotope und nehme es zum Anlass, mich von der Natur - Wasser, Bergen, Schneeflächen und Wäldern, aber auch von Schatten und Spiegelungen - einer Naturabstraktion in sich selbst, inspirieren zu lassen und somit neue Akzente in meinem Werk zu setzen. Viele der Werke entstehen nach Reisen und intensiven Erkundungen, bzw. im unmittelbaren Erleben der Landschaft. Die spannendsten Momente - meine Entdeckungsreisen - ereignen sich im Atelier.
Die Natur und die prachtvolle Vegetation der Lüneburger Heide, wie auch das Thema Wald in ihrer Unberührtheit ziehen mich in ihren Bann. Wie üblich, werde ich recherchieren, entwerfen, Skizzen vor Ort anfertigen. Anschließend werden die Arbeiten im Atelier realisiert. Es geht darum, auf die Eindrücke des Waldes und der Heide in ihrer gegenwärtigen Atmosphäre, auf die Umgebung des Scharrbergs,
künstlerisch zu reagieren und in eigener Interpretation festzuhalten.
Informationen über meine bisherige Arbeit und mich unter: www.julia-gutkina.de
Fotos Jan Thomas Bandelow