Ulrike Zabel
Erfahrungsbericht
Das Ende des Stipendiums liegt nun einen Monat zurück, es kommt mir vor wie gestern. Die Heidelandschaft hat sich eingeprägt, die bemoosten Waldwege des Geländes, die kleinen Alltäglichkeiten. Kräuter aus dem Beet holen, morgens barfuß über die Wiese spazieren, das kleine Gartenlabyrinth durchwandern, die Streuobstwiese inspizieren, den Kompost zum nahegelegenen Wald bringen. Der Blick auf den Hof beim Zeichnen, das Plein-Air-Malen, die Stifter beim Mähen und Kreuzkrautrupfen erspähen. Hunderte wilder Himbeersträucher, Zecken auch. Die Landschaft war üppig und grün, weil es so schön viel regnete – viel geruhsame Zeit für Atelier und Arbeit.
Sehr präsent sind mir der Blick aus dem Atelierfenster, der Fahrtwind bei der Abfahrt vom Berg, die Farben der Landschaft, des Waldes, die glitzernden Birken in struppiger Heide. Die schmackhaften Abendessen mit meinen Kompagnons und die beiläufigen, amüsanten Begegnungen mit dem Stifterpaar, die wundervollen, gemeinsamen Erkundungen der Umgebung. Das Arbeiten im Wechselklang, immer mal wieder einen Blick auf die Ertüchtigungen der anderen erhaschen. Mein Vorhaben, möglichst naturnah ins Malen zu kommen, konnte ich verwirklichen. Nach diesem Monat nehme ich zahlreiche Eindrücke mit nach Hause.
Ich danke den beiden Stiftern für das Ermöglichen dieser wunderbaren Zeit. Die warmherzigen Zusammentreffen, gemeinsamen Essen, Plaudereien auf dem Hof und das Umsorgen, die tatkräftige Unterstützung bei unserer Präsentation – vielen, vielen Dank.
Ich zeichne mit Bleistift und Buntstift auf Papier. Dabei achte ich auf meine Intuition und auf Impulse, lasse mich jedoch nicht von ihnen davontragen, sondern reagiere auf sie. Aus dichten, repetitiven Strukturen entstehen Gebilde. Mich interessieren ein emotionales Verständnis und eine stille Anteilnahme an Dingen, nicht primär die Illustration eines Inhaltes, sondern Linien und Formen als Selbstzweck. Dies schließt ein Wiedererkennen von alltäglichen Dingen und eine spürbare Themenzugehörigkeit nicht aus. Manchmal erzählen die Blätter von Kontaktaufnahme, wenn sich zwei Formen geduldig aufeinander zu bewegen, sich überlagern, sich doch nicht berühren. Andernorts spielt ihre Stofflichkeit eine Rolle, oder Formen durch sich überlagernde Wellenlinien in Schwingungen zu versetzen. Überhaupt reizen mich Sinnlichkeit, Geduld, Rhythmus, Tänzerisches.
Fotos: Ulrike Zabel, Jan Thomas Bandelow