Florian Wenzel
Review Atelier-Stiftung Kunst und Natur Hof Scharrlberg
Zwischen Ende August und Ende September habe ich vier Wochen im Atelierhof verbracht und konnte mein geplantes Arbeitsvorhaben „Woher weißt du, dass du im Augenblick nicht träumst?“ (siehe Konzept) intensiv weiter- und fortentwickeln. Die blühende Heide und Abgeschiedenheit mit den fantastischen Arbeitsräumen haben meine Erwartungen übertroffen und zu einer kondensierten und konzentrierten Arbeitsweise geführt.
Ich durfte die große Halle als meinen Arbeits- und Ausstellungsraum nutzen und der Vibe eines Ateliers in Long Island der frühen 60er Jahren hat mich sofort inspiriert und zu einer lockeren Arbeitsweise geführt. Die Möglichkeit mit so viel Raum und in dem Raum zu Arbeiten hat mir ermöglicht mein Konzept in größeren Formaten zu realisieren und in einer „Ausstellung“ zu denken.
Die Gespräche mit meinen MitstipendiatInnen waren geprägt von gegenseitiger, ansteckender Begeisterung und produktiven Austausch. Es gab neben der individuellen Fortentwicklung auch ein „Wir“ Gefühl als Gruppe.
Die GasteberInnen stellen eine hervorragende Infrastruktur mit dem Ort, dem Support (u.a. Fahrräder, Abschlussausstellung) und es gibt auch immer Zeit für einen gemeinsamen Waldspaziergang oder Austausch unterm Apfelbaum.
Die Abschlussausstellung ist eine tolle Möglichkeit die entstandenen Arbeiten zu einer Ausstellung zu kuratieren und dem breiten Publikum zu zeigen.
Ich freue mich sehr, dass mir dieses Stipendium ermöglicht wurde und werde noch lange von dieser intensiven Erfahrung und den Ergebnissen zehren.
Arbeitsvorhaben / Projektbeschreibung:
„Woher weißt du, dass du im Augenblick nicht träumst?“
Während meiner Zeit in Bispingen möchte ich meine Arbeit mit dem Titel „Woher weißt du, dass du im Augenblick nicht träumst?“ umsetzen. In ihr erforsche ich die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur. In der naturnahen Umgebung des Hofs Scharrlberg finde ich Blumen und Pflanzen, die ich zu Stillleben arrangiere. Sie bilden mein Ausgangsmaterial. Auf großformatigen Papierbögen und unbespannten Leinwänden werden diese mit einer invertierten Farbigkeit gezeichnet und gemalt. Die invertierte Farbgebung kennen wir vom Negativ-Material der analogen Farbfotografie. Im weiteren Schritt werden die Malereien digital fotografiert und erneut invertiert. Dadurch erhalten sie ihre ursprünglichen Farbigkeit zurück, jedoch verfremdet und intensiviert. Diese Herangehensweise symbolisiert für mich das Fortschreiten der Digitalisierung der Welt.Die Grenzen zwischen real und digital erzeugtem sind schwerer identifizierbar und verschwimmen miteinander. KI gestützte Bilder sind ein Teil unserer Alltags geworden. Gleichzeitig gibt es eine Rückbesinnung naturbelassene Lebensräume zu schaffen. Mit „Woher weißt du, dass du im Augenblick nicht träumst?“ möchte ich eine visuelle Erzählung schaffen, die dieses zwiespältige Verhältnis zwischen Mensch und Naturthematisiert.
Fotos Florian Wenzel, Jan Thomas Bandelow