Maria Schüritz
Ein Aufenthalt außerhalb der Großstadt ist erfahrungsgemäß die ideale Umgebung um wieder einen klareren Fokus zu finden, durch den ich die Liedideen in mir hervorholen und ausformulieren kann. Bereits 2024 löste sich diese Erfahrung während einem kurzen privaten Aufenthalt in der Lüneburger Heide ein. Als Inspirationsquelle fürs Songschreiben nutze ich seit Jahren besonders gern abstrakte Werke der bildenden Kunst und Detailbeobachtungen bei Spaziergängen – v.a. solche, in denen unsere menschlich geformte Umgebung und die Natur miteinander interagieren. Diese Inspirationsquellen wirken häufig als Katalysator für bereits schwelende Themen. Meditative Bewegung im Freien, wie Gehen oder Fahrradfahren, gibt meinen Textansätzen und musikalischen Ideen oft Raum zum Fliegen, um sich weiterzuentwickeln, Metamorphosen zu durchwandern und lässt sie poetischer, vielschichtiger und feinsinniger werden. Möglicherweise liegt meine neue Ausdrucksform darin, die Lücken zwischen den Inseln in meinem Kopf weiter zu verbinden: klassische Gitarrentechniken für die Begleitung poetischer deutschsprachiger Songs zu nutzen und diese bei Bedarf ganz sanft mit ungewöhnlichen, feinen Klangqualitäten gefundener Objekte und selbstgebauter Instrumente zu ergänzen.
Fotos Florian Wenzel
Abschlussbericht
Vier Wochen in der Lüneburger Heide auf dem weitläufigen Hof Scharrlberg waren ein
inspirierendes Kontrastprogramm zu meinem Großstadtleben und -arbeiten in Leipzig. Eine sehr
bereichernde Erfahrung!
Zwischen meinen verschiedenen künstlerischen Arbeitsfeldern Verbindungen zu schaffen, das ist
mein aktuelles Thema. Die Abschlusspräsentation des Stipendiums war für mich deshalb ein
Höhepunkt, denn sie bot die Gelegenheit, eine genreübergreifenden Soloperformance
zusammenzustellen: Improvisierte Musik mit selbstgebauten Instrumenten ging fließend über in
eine Gedichtvertonung, die sich dann mit experimenteller Musik und einem Text verwob, um
anschließend wieder in einen Song zu münden. Zwischen den Auftritten liefen vor Ort entstandene
Videos inkl. einer Sound- und Videocollage zur Arbeit in den Ateliers. Und das alles umgeben von
den tollen Bildern meiner Mitstipendiatin und interessantem Austausch mit den Gästen – einfach
wundervoll!
Da ich als Ausgangspunkt für neue Songs oder Musikstücke bevorzugt bildende Kunst nutze,
genoss ich natürlich ganz besonders die Gelegenheit, die Entwicklungsstufen der Bilder meiner
Mitstipendiaten zu beobachten. Dabei entspannen sich u.a. ein Gitarrenstück und eine
Prosaminiatur. Während der Bewegung im Freien reiften Songideen; beim Schwimmen im herrlich
kühlen Badeteich entwickelte sich zum Beispiel die Idee zu „Spätsommerregen“.
Sehr eindrücklich waren natürlich auch die großen Heideflächen in der Umgebung, das sukzessive
Verblühen des Heidekrauts und die Tiere zur Landschaftspflege mittendrin. Hier gesammeltes
Videomaterial war der Schlüssel zur Fertigstellung des Musikvideos zum Song „Zauberland“ – im
Original von Rio Reiser.
Die Interaktion zwischen Mensch und Natur porträtiere ich vor allem meinem audiovisuellen Tun:
Wie reagiert die Natur auf die die von Menschen überformte Umgebung? Wie wirkt diese
Interaktion auf unsere menschlichen Blickweise? Poetisch, kreativ, amüsant, störend? Auf
Fahrradwegen, in der Heidelandschaft und auf dem Gelände sammelte ich Detailaufnahmen und
Klänge, aus denen Videos mit neuen Musik- und Klangkunststücken entstanden. Aus
Restmaterialien vom Leben und Arbeiten auf dem Hof baute ich zudem ein paar Upcyclophones,
DIY-Instrumente mit eigenwilligen Klangeigenschaften, die zum Abschluss Live zum Einsatz kamen.
Besonders dankbar bin ich für den sehr bereichernden Austausch mit meinen beiden
Mitstipendiaten über Prozesse, Ähnlichkeiten und Unterschiede der Kunstrichtungen, deren
Präsentationsformen und das Leben als Selbstständige.
Einen herzlichen Dank an das Stifterpaar für diese tolle Möglichkeit!
www.maria-schueritz